„kulturMontag“ am 3. Mai über Chor in Corona-Zeiten, Zukunft des Schauspielnachwuchses und Autorin Renate Welsh im Porträt

Wien (OTS) – Der von Clarissa Stadler präsentierte „kulturMontag“ am 3. Mai 2021 um 22.30 Uhr in ORF 2 befasst sich mit dem Chorwesen in Corona-Zeiten und seiner gesellschaftlichen wie politischen Bedeutung. Weiters thematisiert die Sendung die Zukunft des vom pandemiebedingten Kulturstillstand massiv betroffenen Schauspielnachwuchses – dazu ist die Leiterin des renommierten Max-Reinhardt-Seminars, Schauspielerin und Regisseurin Maria Happel, live zu Gast im Studio. Außerdem steht ein Porträt der Schriftstellerin und Präsidentin der IG Autorinnen Autoren, Renate Welsh, auf dem Programm. Anschließend an das Kulturmagazin zeigt ORF 2 die Premiere des TV-Porträts „Erich Fried – Dichter im Porzellanladen“ (23.15 Uhr) zum 100. Geburtstag des österreichischen Lyrikers (6. Mai). Sing a Song – Chor und Corona Die Chorlandschaft in Österreich ist geprägt von Vielfalt, Tradition und Innovation. Seit Beginn der Corona-Pandemie sind jedoch rund 3.500 Chöre mit mehr als 100.000 Sängerinnen und Sängern mehr oder weniger auf stumm geschaltet. Wie wichtig das gemeinsame Singen für den Menschen jedoch ist, wurde spätestens seit Beginn der Krise klar. Ob aus Fenstern oder Balkonen, „in echt“ oder virtuell, im Musizieren haben sich unterschiedlichste Menschen verbunden und der Pandemie ein musikalisches Gesicht gegeben. Das Verhältnis von Individuum und Kollektiv manifestiert sich im Chor, sind sich Fachleute einig. Musik vereint, gemeinsames Singen macht Freude, aber auch Mut. Gerade in schwierigen Zeiten ist und bleibt Musik ein Seelentröster. „Im Chor zeigt sich das Politische – auf der Bühne ebenso wie in unserem täglichen Leben“, ist Literaturwissenschafterin Antonia Egel, selbst Choristin, überzeugt. Wie viel Wir können wir sein, ohne uns selbst komplett zu verlieren, und wie viel Ich muss ich bleiben, um mich in das Wir einfügen zu können und handlungsfähig zu bleiben? Diese Fragen werden im Chor schon seit der Antike verhandelt. Für Aristoteles war er ein Modell für den Staat. Kann der Chor, auf heutige Demokratien umgelegt, auch als Modell für eine offene und pluralistische Gesellschaft gesehen werden? Ein „kulturMontag“-Streifzug durch Österreichs Chorlandschaft. Sein oder nicht sein – Die Zukunft der Next-Theater-Generation Von der schon mehr als ein Jahr andauernden Corona-Krise ist auch der hiesige Theaternachwuchs massiv betroffen. Denn Schauspielabsolventinnen und -absolventen können im Pandemie-Stillstand schwer Fuß fassen. An den Theatern herrscht noch Sendepause, wann es richtig weitergehen kann, ist ungewiss. Die Zukunft scheint düster: Das Theaterpersonal werde ausdünnen, prophezeit wird, dass bis zu einem Fünftel aller Theaterschaffenden sich künftig andere Jobs suchen werden müssen. Und selbst die größten Idealistinnen und Idealisten bekennen, dass der Theaterbetrieb die gewohnte Produktivität nicht halten wird können. Was bedeutet das alles für den Nachwuchs, wenn Perspektiven einfach im Corona-Nebel verschwinden? Werden die Absolventinnen und Absolventen in den Pandemie-Jahren also untergehen? Schließlich gab es kein Intendantenvorspiel, das bedeutet keine Engagements in naher Zukunft. Und wie soll eine Schauspielausbildung in Zeiten, da Liebesszenen mit zusammengesteckten Köpfen und schweißtreibende Faustkämpfe auf den Theaterbühnen des Landes als Virenschleudern in Verruf geraten sind, funktionieren? „Die Prognose ist deprimierend, wenn sich nicht schlagartig etwas ändert“, sagt Maria Happel, Burgschauspielerin und Leiterin des renommierten Max-Reinhardt-Seminars in Wien. Der „kulturMontag“ begibt sich auf Lokalaugenschein, Maria Happel ist live zu Gast im Studio. Vamperl, Johanna und andere Geschichten – Die Fabulierkunst der Renate Welsh Sie hat schon als Kind zu schreiben begonnen, um sich durchzusetzen, wie sie sagt. Dennoch ist Kinderbuchautorin Renate Welsh jahrzehntelang im Schatten von Christine Nöstlinger gestanden. Zu Unrecht, sind sich Fans und Kritiker/innen einig. Seit 1969 versorgt die heute 83-jährige Autorin junge Leser/innen mit Büchern, die sie auf Toleranz einschwören und ihnen zeigen, dass es eine Welt außerhalb des Horizonts gibt, den wir gerade überblicken. Mit der Figur des Vamperl hat sie einen bei Kindern überaus beliebten Protagonisten erfunden, der erwachsenen Grantlern das Gift aus der Galle saugt. Ihre Kindheit hat Welsh als unglücklich bezeichnet: Durch den frühen Tod der geliebten Mutter und des Großvaters hatte sie an diffusen Schuldgefühlen gelitten; die Schrecken des Zweiten Weltkriegs, der endete, als sie acht Jahre alt war, sitzen ebenfalls tief. Diese Erlebnisse treiben sie zum Schreiben an, das sie immunisiert. Mehr als 70 Bücher hat Welsh publiziert, nicht nur Kinder- und Jugendbücher, sondern auch Literatur für Erwachsene. Jetzt ist der Präsidentin der IG Autorinnen Autoren mit „Die alte Johanna“ eine grandiose Fortsetzung ihres Jugendbuchklassikers „Johanna“ gelungen, in der sie das Leben einer bemerkenswert starken und mutigen Frau resümiert. Der „kulturMontag“ bringt ein Porträt. Dokumentation „Erich Fried – Dichter im Porzellanladen“ Er galt als Störenfried und Frauenheld, Liebeslyriker und politischer Aktivist: Der engagierte Humanist und humorvolle Sprachkünstler Erich Fried wurde am 6. Mai 1921 in Wien geboren und war mit 17 Jahren im Jahr 1938 zur Flucht vor den Nationalsozialisten gezwungen. Er emigrierte nach London, wo er nie heimisch werden sollte, bis zuletzt aber im „Dauerexil“ lebte. Seine Karriere als Dichter machte er in Deutschland. Eines seiner bekanntesten Werke ist das Gedicht „Was es ist“, das als exemplarisches Modell moderner Liebeslyrik gilt. Aber Fried steht noch für viel mehr – in der Nachkriegszeit war er ein Hauptvertreter der politischen Lyrik im deutschen Sprachraum und musste seine Äußerungen sogar vor Gericht verteidigen. Zum 100. Geburtstag gestaltete Regisseurin Danielle Proskar einen Film über den streitbaren Dichter, der in seiner ganzen Ambivalenz unvergesslich bleiben wird. „Nach dem deutschen Einmarsch in Wien 1938, der mich aus einem österreichischen Oberschüler in einen verfolgten Juden verwandelte, und nach der Ermordung meines unpolitischen Vaters durch Gestapo-Beamte, nahm ich mir vor, wenn ich lebend entkäme, zu tun, was mein Vater in den letzten Jahren seines Lebens vergeblich tun wollte: Schriftsteller zu werden. Ich wollte gegen Faschismus, Rassismus und die Austreibung unschuldiger Menschen schreiben.“ (Aus Erich Frieds Exiltagebuch). Dieses Versprechen hat Erich Fried voll erfüllt. Trotz oder gerade wegen seines Schicksals. Fried sorgte für brechend volle Auditorien und bescherte seinem kongenialen Verleger Klaus Wagenbach Auflagen, von denen andere Dichter nur träumen können. Ob Vietnam, Nicaragua oder Südafrika, ob es um die inhumanen Folgen eines human gemeinten Sozialismus geht, Stalinismus, militanten Zionismus oder Massenvernichtungswaffen: Fried war kein Eisen zu heiß, um es nicht lyrisch aufzugreifen. Er verurteilte den Terrorismus scharf, wandte sich aber zugleich gegen die Methoden der Terrorismusbekämpfung, forderte für die Gefangenen der Baader-Meinhof-Gruppe humane Haftbedingungen und einen fairen Prozess. Er wurde bezichtigt, RAF-Sympathisant zu sein. Seine tabulose Kritik trug ihm Empörung ein, Prozesse und eine wachsende Anhängerschaft. 1987, ein Jahr vor seinem Tod, als ihm der Büchner-Preis verliehen wurde, provozierte er mit der Bemerkung, dass Büchner heute Mitglied der RAF geworden wäre. Zum Schluss irritierte er noch Freund und Feind, als er Verständnis für den verurteilten Neonazi Michael Kühnen zeigte und ihn im Gefängnis besuchte. Erich Frieds Verhältnis zu Österreich blieb bis zu seinem Tod ambivalent. Anhand von etwa 20 Gedichten erzählt Regisseurin Danielle Proskar vom Schicksal des engagierten Humanisten und humorvollen Sprachkünstlers Erich Fried sowie von der – teilweise aus den Fugen geratenen – Zeit, die er beschreibt. Menschen, die mit Fried eng verbunden waren, geben Einblick in kleine private und berufliche Episoden und damit in das facettenreiche Wesen ihres Freundes.

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