Wien (pts022/29.06.2016/15:30) – Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie wurde die FH Technikum Wien gemeinsam mit dem AIT und der Joanneum Research beauftragt, die Auswirkungen der technologischen Entwicklungen der letzten Jahre auf eine mögliche Rolle der Photovoltaik für Österreich zu bewerten. Vor allem aufgrund gesunkener Kosten ist in Zukunft ein deutlich höherer Anteil von Solarstrom möglich und könnte einen wichtigen Beitrag zu den EU-Klimaschutzverpflichtungen darstellen. In der Roadmap werden Photovoltaik-Anteile an der heimischen Stromversorgung bis 2030 von 15% und bis 2050 von 27% für realisierbar gehalten.
Geänderte Voraussetzungen
Bereits 2007 wurde eine Photovoltaik-Technologie-Roadmap erstellt. Allerdings sind die Endkundenpreise für die Photovoltaik seit damals auf etwa ein Drittel gefallen und die Wirkungsgrade angestiegen; überdies haben neue Technologieentwicklungen, wie beispielsweise die Integration in die öffentlichen Stromnetze (Smart Grids), aber auch die Speicherung des Solarstromes in der Zwischenzeit Lösungen für den effizienten Einbau dieses umweltfreundlichen, aber diskontinuierlichen Strom-Angebots in das Energiesystem aufgezeigt.
Derzeit verfügt Österreich über Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von etwa 1000 Megawatt und deckt damit knapp 2% seines Strombedarfs; im EU-28-Raum trägt die Photovoltaik aktuell mit etwa 4 % zur Stromaufbringung bei. „Die mögliche Rolle der Photovoltaik für Österreich muss nun vor allem aufgrund der Kostendegression der vergangenen Jahre komplett neu bewertet werden“, sagt FH-Prof. DI Hubert Fechner, Leiter des Instituts für Erneuerbare Energie an der FH Technikum Wien. International wurde der mögliche Anteil an der globalen Stromversorgung bis 2050 kürzlich von „weniger als 2 %“ auf „16-27%“ hinaufgesetzt. (Internat. Energieagentur, Solar Photovoltaic Electricity Roadmap) Bei Großanlagen liegen die Stromgestehungskosten bereits deutlich unter Erdgaskraftwerken. Umfragen zeigen, dass sich keine andere Technologie zur Stromerzeugung so hoher gesellschaftlicher Akzeptanz erfreut wie die Solarstromnutzung.
Gebäudeorientierte Photovoltaik als Massenanwendung
Verstärkte Gebäudeum- und -Neubauten, die durch die EU-Gebäuderichtlinie mit der Forderung nach „Nearly Zero Energy Gebäuden“ ab 2020 zu erwarten sind, könnten der gebäudeintegrierten Photovoltaik zu einer Massenanwendung verhelfen. Die Integration der Solarmodule in Gebäudeoberflächen sollte Priorität haben, um die Flächenversiegelung so gering wie möglich zu halten. Diverse heimische Unternehmen beschäftigen sich in Kooperation mit F&E-Unternehmen, und vielfach unterstützt durch Forschungsprogramme des BMVIT, mit der Entwicklung von Modulen und Systemen zur Gebäudeintegration; speziell auch technologische Lösungen zur Nutzung des dezentral erzeugten Stromes vor Ort in Kombination mit Wärmepumpen, Klimaanlagen, dezentralen Speichersystemen oder auch der E-Elektromobilität eröffnen Möglichkeiten für eine optimale Integration ins Energiesystem. Allein auf Gebäuden gibt es bereits heute 230km ^ 2 an Fläche, die für Photovoltaik geeignet ist, für die Technologie-Roadmap-Ziele in 2050 wären etwa 170 km ^ 2 davon erforderlich, wenn die Wirkungsgrade – wie zu erwarten ist – weiter steigen, sogar noch weniger. Andere Flächen (Verkehrsinfrastrukturen, landwirtschaftliche Doppelnutzung etc…) eröffnen überdies weitere Flächenpotentiale.
Neue Perspektiven, auch für die Wirtschaft
Die Österreichische Photovoltaik-Technologie-Roadmap soll dazu dienen, eine gemeinsame Perspektive zu schaffen, um mögliche Entscheidungen auf den unterschiedlichen Ebenen in Forschung, Wirtschaft und Politik zu akkordieren. Werden die skizzierten Entwicklungspfade der Photovoltaik-Technologie-Roadmap Wirklichkeit, könnten dadurch bis 2030 etwa 9-10 Milliarden an Umsatz in Österreich ausgelöst werden.
Photovoltaik-Technologie-Roadmap zum Download unter: https://www.technikum-wien.at/roadmap
Faktenbox Photovoltaik (PV) aktuell PV Stromanteil Österreich 2016 , ~ 2% PV Stromanteil Europa 2016 , ~ 4% PV Stromanteil Bayern 2016 , ~ 12% PV Stromanteil 2030 im Szenario Klimaverpflichtung , 15% PV Stromanteil im 100% Energie-Szenario 2050 , 27% In Österreich heute zur Verfügung stehende geeignete Flächen an Gebäuden , 230km ^ 2 Notwendige Flächen für 27% in 2050 , <170km ^ 2 Stromgestehungskosten Erdgas , <7,5-9,8 Eur Cent/kWh Stromgestehungskosten Photovoltaik groß/klein , <7,5-9,8 Eur Cent/kWh Photovoltaik Preisentwicklung in Österreich 2008-2015 , -68% (Ende) Aussender: FH Technikum Wien Ansprechpartner: FH-Prof. DI Hubert Fechner Tel.: +43 664 619 25 72 E-Mail: fechner@technikum-wien.at Website: www.technikum-wien.at/roadmap