Wels (pts030/21.06.2021/15:00) – Beim Glücksspiel geht es um so viel Geld, dass ein Menschenleben offensichtlich keinen Wert hat. Im Casino Salzburg kam es in den Jahren 2007-2008 zu einem Vorfall, der bis heute nicht bekannt wurde. Für ein exklusives Interview trafen wir den Sohn der mittlerweile verstorbenen Frau B.
Schamlose Vorgänge
Die Casinos Austria, die laufend betonen wie wichtig Spielerschutz und soziale Verantwortung für das Unternehmen sind, stehen erneut in der Kritik. Der Fall von Frau B. erschüttert. Sie war spielsüchtig und gern gesehener Gast im Casino Salzburg. Dabei litt sie aufgrund eines Unfalls unter einer schweren Sehbehinderung und war de facto blind.
Zudem war B. schwer krebskrank und hatte während dieser Zeit eine Chemo-Therapie. Trotz dieser Umstände war die Spielsucht groß. Die Casinos ließen zu, dass sie ihr gesamtes Hab und Gut an den Automaten verspielen konnte. Der Spielerschutz beim teilstaatlichen Glücksspiel-Konzern versagte erneut.
Es stellt sich die Frage: Haben die Casinos Austria bewusst, oder unabsichtlich auf den Spielerschutz vergessen?
Spielsucht nahm Frau Geld für eigene Krebstherapie
Wie stark die Spielsucht von B. war, zeigt ein Blick auf die der Spielerhilfe vorliegenden Unterlagen. Mehrere hunderttausend Euro gingen innerhalb kürzester Zeit zu Handen der Casinos Austria in Salzburg. Dabei vernachlässigte B. die Priorität ihrer eigenen Gesundheit. Sie hatte Krebs und verstarb kurze Zeit später. Viele Therapien für ihre Erkrankung musste sie selbst bezahlen, doch das Geld war stattdessen schnell im Casino Salzburg aufgebraucht.
Casinos-Austria-Führungsetage war über Fall informiert
Das Management-Team des Glücksspielunternehmens war über diesen Fall im Bilde. Prokurist und Spielerschutz-Leiter Herbert Beck war sich über diesen Vorfall im Klaren. Als der Sohn eine Beratungsstelle nach dem Tod seiner Mutter um Hilfe bat, wurde versucht eine Entschädigung zu erwirken. Die Casinos blockten dies ab. Beck, die damalige Finanzchefin und heutige Generaldirektorin Bettina Glatz-Kremsner, der damalige Generaldirektor Karl Stroß sowie Dietmar Hoscher wurden über diesen Fall in Kenntnis gesetzt. Ergebnislos.
Der Nicht-Wille einer Gesprächsbasis dieser involvierten Personen lässt darauf schließen, dass der Stellenwert der sozialen Verantwortung doch nicht so groß ist, wie behauptet. Dass es sich bei Frau B. um eine blinde und schwer krebskranke Person handelte, unterstreicht dies deutlich.
Keine Stellungnahme
Die Casinos Austria erhielten im Rahmen unserer Recherche zu diesem Interview die Möglichkeit zu einer Stellungnahme. Die Spielerhilfe erhielt keine Rückmeldung darauf.
Exklusives Interview mit Sohn
Der hinterbliebene Sohn von B. traf sich mehrere Male mit uns. Diese Geschichte ist unfassbar berührend und zeigt einmal mehr, wie dringend massive gesetzliche Verschärfungen beim Spielerschutz notwendig sind. Die Casinos Austria wissen, wie effizienter Spielerschutz funktionieren würde. Soziale Verantwortung sieht anders aus.
Hier geht es zum Video-Interview: https://www.spielerhilfe.at/interview-casinos-austria-nahm-blinder-frau-letzten-euro
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