Wien (pts022/20.03.2020/18:30) – In Anlehnung an ein Schreiben des deutschen Fachverbands Messe- und Ausstellungsbau (FAMAB) an das bayrische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie möchten wir aufzeigen, dass auch die österreichischen Betriebe in der Veranstaltungswirtschaft unter massivem Druck stehen. Aktuelle und wichtige Gesundheitsmaßnahmen wurden beschlossen, die allesamt wichtige Schritte sind, um das Coronavirus einzudämmen. Da durch diese Maßnahmen absolut jede Veranstaltung in Österreich und akkordiert auch im übrigen Europa abgesagt wurde und diese Absagen aus heutiger Sicht noch bis in die Sommermonate Messen und andere Veranstaltungen betreffen werden, müssen wir festhalten, dass die direkten Auswirkungen auf die Veranstaltungs-wirtschaft in keiner vorangegangenen Krise so massiv waren wie jetzt.
Die Veranstaltungswirtschaft besteht aus einer Vielzahl an unterschiedlichen Unternehmen aus den Bereichen Messebau, Veranstaltungstechnik, Logistik, Eventagenturen, Locations, Dolmetscher und Übersetzer, Grafik und Design, Druck, etc. – von Ein-Personen-Unternehmen über kleine und mittelständische Unternehmen mit hunderten Arbeitsplätzen. Der gesamten Branche mit ihren zigtausenden Arbeitsplätzen wurde durch die, aus gesundheitspolitischer Verantwortung unumgänglichen Maßnahmen, zeitweilig die Geschäftsgrundlage entzogen.
Im Folgenden möchten wir das Ausmaß des Umsatzausfalls an Hand der Messebranche darstellen. Die Interessengemeinschaft der Messe- und Livemarketing SpezialistInnen (I.M.Austria) hat den direkten wirtschaftlichen Schaden durch den Ausfall von Messen in Österreich allein im März mit über 67 Mio Eur erhoben: siehe Anhang PDF
Das umfasst allerdings nicht im mindestens den Gesamtschaden, der bisher entstanden ist, denn international wurden auf Grund des Coronavirus bereits über 400 Messen abgesagt . Auch das hat enorme Auswirkungen auf unsere Branche, da viele österreichische Dienstleister und Unternehmen nicht nur national, sondern auch international tätig sind und sich somit das Problem weiter verschärft.
Zwar werden viele Messen nicht abgesagt, sondern verschoben, ein Nachholen einer Messe ist jedoch sehr komplex. Einerseits sind die Messetermine stark an Konjunkturzyklen der jeweils ausstellenden Branche gekoppelt, andererseits ist es gerade für mittelständische Aussteller wegen der hohen mit der Messe verbundenen Stornierungskosten (insbesondere Reisen, Hotels) zum ursprünglichen Termin, sowie aus terminplanerischen Gründen kaum möglich, später an der Nachholmesse teilzunehmen. Es handelt sich somit nicht um eine Umsatzverschiebung, sondern größtenteils um echte, unwiederbringliche Umsatzverluste. Das Nachholen großer Messen ist in der Praxis nur sehr selten möglich.
Die angekündigten und teils schon beschlossenen Krisenmaßnahmen der Regierung und der Sozialpartner wie Kurzarbeit-neu und Haftungsübernahmen für Überbrückungskredite helfen selbstverständlich sehr, reichen aber nicht aus, um die entstehenden finanziellen Lücken zu schließen. Vgl. https://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article206283397/Absagen-in-Serie.html
Messebau und Eventdienstleistung ist eine Industrie, die nicht sehr ertragsstark ist. Umsatzrenditen und Eigenkapitalquote liegen unter dem Schnitt der mittelständischen Wirtschaft. Wir haben dazu keine für Österreich erhobenen Daten, verweisen hier aber auf eine Studie der deutschen FAMAB, die vom Inhalt und Ergebnis auch für Österreich Gültigkeit hat . Das hat zur Folge, dass die finanziellen Reserven für die Bewältigung von Krisen vorwiegend eher gering sind. Des Weiteren wurden die Messe- und Eventdienstleister im letzten Jahrzehnt durch die Marktpräsenz leistungsfähiger Konkurrenten aus Niedriglohnländern unter Druck gesetzt und in der Wirtschaftskraft zusätzlich geschwächt.
Unsere Geschäftsmodelle unterliegen starken periodischen und zyklischen Schwankungen, was bedeutet, dass die Umsätze nicht linear verlaufen, sondern an das Stattfinden von Messen während der Frühjahrs- und Herbstsaison gebunden sind. Wir möchten auch das anhand der folgenden Darstellung der FAMAB für Deutschland zeigen: siehe Anhang PDF Vgl. https://www.welt.de/print/die_welt/wirtschaft/article206283397/Absagen-in-Serie.html
Unsere Branche befindet sich erst am Anfang der Corona-Krise, dennoch sind wir bereits erheblich in Bedrängnis. Überbrückungskredite sind für uns im Moment zwar hilfreich, auf Sicht jedoch nicht ausreichend, da nicht mittelfristige Liquiditätsengpässe zu überbrücken sind. Die Defizite sind so eklatant, dass es einer Mehrheit der Betriebe nicht möglich sein wird, die Krise wirtschaftlich zu überleben. Eine weitere Eskalation zeichnet sich dadurch ab, dass neben der permanenten Stornierung von Aufträgen auch keine Aufträge für den Herbst 2020 eingehen. Auch im Fall eines Messe- und Veranstaltungsherbsts, der wie gewohnt stattfindet, ist es vielen Dienstleistern nicht möglich, aus eigenem bis dahin zu überbrücken.
Wir möchten auch festhalten, dass, sollte im Herbst tatsächlich wieder alles seinen üblichen Lauf nehmen, wahrscheinlich nicht ausreichend Dienstleister und Unternehmen in Österreich übrig sind, die Veranstaltungen auch abzuwickeln und damit sehr viel Finanzkraft ins Ausland abfließen wird, wenn dieser Part von Unternehmen aus anderen Ländern erledigt wird.
Da unsere Unternehmen hochspezialisiert sind und alles auf Messen fokussiert ist, ist es kurzfristig auch nicht möglich, in andere, artverwandte Wirtschaftszweige zu wechseln. Abgesehen davon würde das auch z.B. Tischler und andere Handwerker noch zusätzlich unter Druck bringen.
Ein weiterer Punkt ist die Beschäftigung von Kleinstunternehmern und EPUs durch die Messe- und Eventdienstleister, die nur auftragsbezogen beauftragt werden und von denen viele bereits jetzt seit Wochen keinerlei Einkommen mehr haben. Diese Unternehmen sind Spezialisten, die sich, weil sie hochqualifiziert sind, andere Wirtschaftszweige suchen werden, um überleben zu können. Im Falle einer Erholung stünden diese Fachkräfte nicht mehr zur Verfügung, was uns vor weitere Probleme stellen würde. Es ist nötig hier sofort gegenzusteuern.
Wir ersuchen Sie daher, diesen Einzelunternehmern und Kleinstbetrieben, die durch die Krise Umsatzausfälle im Bereich Messebau und Eventdienstleistung eine finanzielle Soforthilfe von Eur 5.000,- zu gewähren, damit für diese Gruppe die dringendsten Finanznöte gelindert werden können (aktuell nur bei der WK NÖ möglich).
Für die Messebau-, Medientechnik- und Eventwirtschaft unterbreiten wir folgende Vorschläge:
Die Stundung der Umsatzsteuer bis zum 31.12.2020, mit anschließender Ratenvereinbarung.
Des Weiteren bitten wir Sie, eine Soforthilfe in Form einer Subvention in Höhe von bis zu 10% des nachgewiesenen Umsatzes des Vorjahrs zu gewähren.
Wir ersuchen Sie und Ihre Regierung dringend um schnelle Hilfe.
I.M. Austria Birgit Hölzl-Zech, MBA A-1090 Wien, Schlickgasse 4 Tel: +43 1 310 94 00 Mail: office@imaustria.at Homepage: www.imaustria.at
Kreativtechnik Payrich & Co OHG Josef Payrich, Paul Payrich, Thomas Reischer, Andreas Bader
Schiff Messebau GmbH Sabine Sturm
EECS Exhibition-Event-Congress Services GmbH Leslie P.C. Zech
AMB Ausstellungsservice und Messebau GmbH Ing. Markus Miculics
mac messe- und ausstellungscenter Service GmbH Mag. Martin Reiter-Bauer
Habegger GmbH Tibor Fehle
ELOG GmbH Helmut Letofsky
NEONRED IDFA GmbH DI Ivo Dolezalek
ADM Unternehmensgruppe | blu donau atelier damböck GmbH Simon Damböck
Adhoc Dolmetscher und Übersetzungen GmbH Dr. Andrea Jaidane-Koulev-Friedmann Messewerkstatt GmbH Sophie Hasenauer, Stefan Hasenauer
WET Eventtechnik GmbH Erich Kulicska
strolzevents GmbH David Strolz
Grand Event Consulting Daniel Flor
Fairtects e.U. Thomas Nadj
EECS.green GmbH Kouros Adib, Leslie P.C. Zech
Messe- und Eventstandbau GmbH Leslie P.C. Zech
IFES – International Federation of Exhibition and Event Services Uta Goretzky
(Ende)
Aussender: I.M. Austria Ansprechpartner: Birgit Hölzl-Zech, MBA Tel.: +43 1 3109400 E-Mail: office@imaustria.at Website: www.imaustria.at