Umfassende Schmerztherapie in der orthopädischen Rehabilitation bringt Lebensqualität und volkswirtschaftlichen Nutzen

Wien/Moorheilbad Harbach (pts006/06.02.2019/09:50) – Chronische Rückenschmerzen kommen besonders teuer, wenn auf Rehabilitation verzichtet wird. Das belegt eine aktuelle deutsche Studie. Schmerzexperten im Moorheilbad Harbach begegnen chronischen Schmerzen mit einem multimodalen Konzept, berichtet Prim. Dr. Johannes Püspok anlässlich der 18. Schmerzwochen der ÖSG.

„Die konsequente Behandlung chronischer Schmerzen lohnt sich – für die Betroffenen, aber auch für die öffentlichen Haushalte. Das gilt besonders für die orthopädische Rehabilitation“, betont Prim. Dr. Johannes Püspok, ärztlicher Leiter im Moorheilbad Harbach, wo es seit kurzem ein Schmerztherapiezentrum gibt.

Der Experte verweist anlässlich der 18. Schmerzwochen der Österreichischen Schmerzgesellschaft auf eine aktuelle deutsche Studie, die gesundheitsökonomische Effekte der Rehabilitation bei chronischem Rückenschmerz untersucht hat. Verglichen wurden dabei die direkten und indirekten Kosten von Patienten mit Reha-Bedarf. Ein Teil der Patienten hatte Rehabilitation in Anspruch genommen, ein anderer nicht. Obwohl die Rehabilitation einer Person über 5.000 Euro an direkten und indirekten Kosten wie zum Beispiel Krankenstandstage verursachte, kam es unterm Strich günstiger, diese umfassende Maßnahme zur Schmerzbekämpfung in Anspruch zu nehmen als darauf zu verzichten. Denn die Rehabilitanden brauchten in den beiden Folgejahren weniger akutstationäre Leistungen und verursachten geringere indirekte Kosten durch Arbeitsunfähigkeit.

„Weitere ökonomische Effekte wie möglicherweise vermiedene oder verzögerte Pensionierungen aus gesundheitlichen Gründen sind hier noch nicht erfasst“, rechnet OÄ Dr. Waltraud Stromer, Konsiliarärztin in Moorheilbad Harbach und Vorstandsmitglied der Österreichischen Schmerzgesellschaft, vor.

Umfassendes Therapiekonzept

Worauf kommt es an bei der Schmerztherapie in der orthopädischen Rehabilitation? „Zunächst müssen wir die Art des Schmerzes identifizieren und entsprechend dem Mechanismus mit geeigneten Medikamenten behandeln“, erklärt Prim. Püspök. Akute nozizeptive Beschwerden wie etwa Wund- oder Knochenschmerzen kurz nach einer Operation erfordern einen ganz anderen Behandlungsansatz als chronische Wirbelsäulenschmerzen, die häufig neuropathischen Charakter haben. In beiden Fällen ist eine medikamentöse Schmerztherapie unabdingbar, um die Patientinnen und Patienten überhaupt rehabilitationsfähig zu machen.

Chronische Schmerzen sind allerdings nicht nur Begleiterscheinungen einer morphologischen Störung, also vielleicht eines Bandscheibenproblems oder einer instabilen Wirbelsäule. Sie können sich zu einem eigenständigen Krankheitsbild entwickeln. „Davon sind immer mehr Menschen betroffen, die häufig noch mitten im Arbeitsleben stehen“, berichtet Prim. Püspök. Um diese Patienten gezielter behandeln zu können, braucht man ein multimodales, individuell zugeschnittenes Rehabilitationskonzept, wie es auch im Moorheilbad Harbach entwickelt wurde. „Es ist besonders für Menschen gedacht, die schon lange schmerzgeplagt sind, obwohl sie ein halbes Jahr oder länger Schmerzmittel nehmen“, so OÄ Stromer. Neben Krankengymnastik oder physikalische Therapien können Wärme-, Kälte- und Wasseranwendungen, Massagen, Elektrotherapie und Ultraschall ergänzend zu Medikamenten sinnvoll sein.

Schmerz bewältigen lernen

Ein weiterer Pfeiler der Behandlung sind psychologisch-verhaltenstherapeutische Verfahren und Entspannungstechniken. Die Schmerzpatienten erlernen Strategien zur Schmerzbewältigung, beispielsweise Entspannungstechniken, und Coping-Strategien, um den negativen Auswirkungen von chronischen Schmerzen wie Angst, Hilflosigkeit oder Leistungsabfall bis hin zu Depression entgegenzuwirken. Auch die Eigenaktivität der Betroffenen wird gefördert.

„Letztlich soll nicht der Schmerz das Leben dominieren, sondern als ein Teil des Lebens wahrgenommen werden, über das der Patient aber selbst bestimmt“, unterstreicht Prim. Püspök. Entsprechend setzt sich das Schmerz-Team aus Ärzten mit speziellem Schmerzdiplom, Allgemeinmedizinern, Physiotherapeuten, klinischen und Gesundheitspsychologen und gehobenem Dienst für Gesundheits- und Krankenpflege zusammen.

Kassensturz bei bisheriger Medikation

Wie die Experten erklären, wird in Moorheilbad Harbach auch ein „Kassasturz“ der bisherigen Schmerzmedikation gemacht: „Bei chronischen Schmerzpatienten muss die pharmakologische Therapie grundsätzlich anders gedacht werden. Hier geht es um eine längerfristige Intervention, die auch die physiologischen Mechanismen der Chronifizierung günstig beeinflussen sollte. „sagt OÄ Stromer. In der Praxis zeigt sich oft, dass chronische Schmerzpatienten medikamentös nicht ideal versorgt werden: Ältere Menschen nehmen oft jahrelang nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR), obwohl diese Medikamentengruppe auf die Dauer starke Nebenwirkungen hat und sich für die Behandlung neuropathischer Schmerzen gar nicht eignet.

„Wenn sich nach Wochen oder gar Monaten kein nachhaltiger Therapie-Erfolg einstellt, muss man die medikamentöse Behandlung auf alle Fälle umstellen. Es gibt immer einen gewissen Prozentsatz an Non-Respondern, die auf bewährte Medikamente nicht ansprechen und einen Plan B brauchen“, so Prim. Püspök. Auch wenn Schmerzfreiheit bei jahrzehntelangem Schmerz kaum erzielbar ist, gebe es immer eine Möglichkeit, den Schmerz etwas zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern, egal in welchem Alter.

„Wer nicht die Möglichkeit hat, sich in einem interdisziplinären Zentrum mit multimodalem Konzept behandeln zu lassen oder nach einem Rehabilitationsaufenthalt langfristige Betreuung bei chronischen Schmerzen braucht, sollte sich unbedingt an niedergelassene Ärztinnen und Ärzte wenden, die das Diplom für Schmerzmedizin von der Österreichischen Ärztekammer haben“, rät OÄ Stromer.

Sie hofft, dass künftig noch mehr Best-Practice-Beispiele wie Moorheilbad Harbach entstehen und bei den politischen Entscheidungsträgern das Bewusstsein wächst, dass eine multimodale interdisziplinäre schmerzmedizinische Behandlung im Rahmen einer Rehabilitation statt Berufsunfähigkeit die bessere Lösung ist. „Wenn eine Anhebung des faktischen Pensionsantrittsalters gefordert wird, müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen – und da sind fortschrittliche Reha-Einrichtungen ein wesentlicher Mosaikstein“, so die Schmerzexpertin.

Quelle: Krischak, Gert & Tepohl, Lena & Dannenmaier, Julia & Hartschuh, Ulrich & Auer, Ramona & Kaluscha, Rainer. (2018). Gesundheitsökonomische Effekte der Rehabilitation bei chronischem Rückenschmerz – Eine Beobachtungsstudie mittels kombinierten Sekundärdaten einer gesetzlichen Krankenkasse und der Deutschen Rentenversicherung. Die Rehabilitation. 10.1055/a-0668-4235

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