Kopenhagen (pts022/31.05.2016/09:15) – Für Schwangere, die Medikamente gegen Epilepsie nehmen müssen, ist es besonders wichtig, ausreichend mit Folsäure versorgt zu sein. „Geeignete Nahrungsergänzungsmittel könnten wesentlich dazu beitragen, das Kind vor einer möglichen Nebenwirkung der Antiepileptika zu schützen, nämlich Autismus“, sagte Dr. Marte Helene Bjørk (Universität Bergen, Norwegen) auf dem 2. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Kopenhagen.
Mit ihrer aktuellen Studie konnte Dr. Bjørk zeigen, dass Epilepsie-Patientinnen mit geringer Folsäurekonzentration während der Schwangerschaft ein erhöhtes Risiko haben, ein Kind mit autistischen Zügen zu bekommen, wenn sie Antiepileptika nehmen. Untersucht wurden mögliche autistischen Eigenschaften bei rund 58.000 Kindern im Alter von drei Jahren, deren Mütter gesund sind oder unter Epilepsie leiden. Bei den Frauen mit Epilepsie wurden zudem unterschieden, ob sie während der Schwangerschaft Antiepileptika nahmen oder nicht. Außerdem erhob das Forschungsteam mögliche Folsäure-Einnahmen während der Schwangerschaft und wie hoch die Folatkonzentration im Blutplasma bei Frauen mit Epilepsie war, die ihre Medikamente während der Schwangerschaft nicht abgesetzt hatten.
„Die Ergebnisse zeigen ganz klar, wie riskant Antiepileptika für die ungeborenen Kinder sind“, sagte Dr. Bjørk. „Bei fast zwölf Prozent der Kinder, die während der Schwangerschaft der Wirkung der Medikamente ausgesetzt waren, traten autistische Züge zutage – deutlich öfter als in den beiden anderen Gruppen.“ Bei Frauen mit Epilpsie, die keine Medikamente nahmen, wiesen nur rund drei Prozent der Kinder autistische Züge auf, bei gesunden Müttern lag die Quote bei rund vier Prozent.
„Die gute Nachricht lautet aber: Das Risiko lässt sich mit der Gabe von Folsäure abschwächen“, so die Expertin. Bei Frauen mit Epilepsie und Medikamentenkonsum, die auf Folsäure-Supplemente während der Schwangerschaft verzichteten, hatten entwickelten die Kinder sechsmal öfter autistische Züge als die Kinder von Müttern, die während der frühen Schwangerschaft Epilepsiemedikamente und Folsäure einnahmen. Und zwar auch dann, wenn andere Risikofaktoren wie epileptische Anfälle, Depression, sozioökonomischer Status oder die Konzentration von Antiepileptika oder Cotinin im Blut der Schwangeren statistisch aus dem Vergleich herausgerechnet werden.
„Je geringer die Folatkonzentration im Plasma während der Schwangerschaft ausfiel, desto schlechter schnitten später die Kleinkinder beim Test ab, mit dem die Ausprägung autistischer Züge untersucht wird. Für Schwangere mit Epilepsie ist daher die frühe Gabe von Folsäurepräparaten ein Muss“, schloss Dr. Bjørk.
Frauen mit Epilepsie sollten ihren Kinderwunsch in enger Absprache mit ihrem behandelnden Neurologen planen. Obwohl die Einnahme von Antiepliptika in der Schwangerschaft mit gewissen Risiken verbunden ist, bedeutet ein Absetzen der Medikation in den meisten Fällen ein höheres gesundheitliches Risiko – für die Mutter ebenso wie für das Kind. Intensive epileptische Anfälle können zu einer Unterversorgung mit Sauerstoff führen, was zur Schädigung oder sogar zum Tod des Embryos führen kann. Auch die werdende Mutter ist einem Risiko ausgesetzt: Fünf Prozent der Todesfälle während einer Schwangerschaft gehen auf das Konto von Epilepsie.
Quellen: EAN 2016 Abstract Bjørk MH et al, Low maternal folic acid in women with epilepsy during pregnancy is linked to autistic traits in the child at 3 years of age; Bjørk MH et al, Using the Norwegian Mother and Child Cohort Study to determine risk factors for delayed development and neuro-psychiatric symptoms in the offspring of parents with epilepsy, Norsk Epidemiologi 2014; 24 (1-2): 79-89
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