Gefährliche und teure Krankenhausinfektionen – Prävention wirkt

Wien/Amsterdam (pts019/13.04.2016/11:55) – Krankenhaus-Infektionen („healthcare-associated infections“, HAI) erhöhen die Mortalität, tragen zu einem größeren Behandlungsaufwand bei und verursachen erhebliche Kosten. Eine konsequente Erhebung der Infektionen und gezielte Präventionsprogramme können die HAI-Rate wirksam senken, berichtet die Initiative „Sicherheit im OP“ aus Anlass des soeben in Amsterdam zu Ende gegangenen Europäischen Infektionskongresses ECCMID 2016, auf dem zahlreiche neue Studien zu den Themen Krankenhauskeime und postoperative Wundinfektionen präsentiert wurden.

Hohe Kosten, hohe Mortalität

Krankenhaus-Infektionen, im Fachbegriff auch nosokomiale Infektionen, führen bei Intensivpatienten zu einem zwei- bis dreimal längeren Spitalsaufenthalt, zu einer doppelt so hohen Sterblichkeit und zu mehr als 4,5-fach höheren Krankenhauskosten. Das zeigt eine Studie aus Istanbul mit 345 Patienten, die in Amsterdam vorgestellt wurde. Das Forscherteam verglich Patienten einer Intensivstation mit und ohne im Verlauf des Spitalsaufenthaltes erworbene Infektionen.

Die zusätzlichen Behandlungskosten pro Infektions-Patient betrugen rund 2.360 Dollar und waren damit 4,5-fach höher als die von Patienten aus der Vergleichsgruppe. Die Verweildauer der HAI-Patienten betrug das Doppelte der durchschnittlichen Verweildauer im Spital und das Dreifache der durchschnittlichen Verweildauer auf der Intensivstation. In der Gruppe der Infektionspatienten lag die Sterblichkeitsrate bei 64 Prozent, bei den Intensivpatienten ohne zusätzliche Infektion bei 29 Prozent.

Rückgang von Katheter-Infektionen durch ein Maßnahmenbündel

Gezielte Präventionsprogramme können Spitalsinfektionen wirksam vorbeugen. Das zeigt eine Studie aus Athen, die auf dem ECCMID-Kongress präsentiert wurde. Die griechischen Forscher konnten belegen, dass sich durch ein Maßnahmenbündel die Zahl der Katheter-assoziierten Fälle von Sepsis deutlich reduzieren lässt. „Unsere Daten zeigen die Wichtigkeit eines krankenhausweiten Programms der Infektionsprävention und -kontrolle“, so die Studienautoren. „Auch die Bedeutung der Zusammenarbeit der verschiedenen Berufsgruppen zur Reduktion von Krankenhausinfektionen wird deutlich.“

Infektionserfassung fördert Bewusstseinsbildung, Prävention wirkt

Auch eine in Amsterdam vorgestellte Untersuchung aus Israel zeigt, dass gezielte Präventionsprogramme wirksam sind. Im 300-Betten-Krankenhaus Padeh-Poriya erhoben die Forscher zwischen Dezember 2012 und Mai 2013 und dann wieder zwischen Dezember 2014 und Mai 2015 einmal monatlich an einem festgelegten Stichtag Häufigkeit und Formen nosokomialer Infektionen, sowie den Antibiotikaverbrauch.

Zwischen dem ersten Erhebungszeitraum und dem zweiten waren ein Maßnahmenbündel zur Infektionsprophylaxe und ein Antibiotika-Kontrollprogramm eingeführt worden. Tatsächlich war ein Rückgang der HAI-Rate von 5,7 auf 3,2 Prozent zu beobachten. Auch der Antibiotika-Verbrauch ging deutlich zurück. Die Bedeutung der Berichterstattung und gezielten Erfassung von nosokomialen Infektionen, zum Beispiel in Form von Punkt-Prävalenz-Erhebungen (Erhebung der Häufigkeit an bestimmten Stichtagen), liege auch darin, dass sie „das Bewusstsein für das Infektionsthema beim Krankenhauspersonal deutlich stärken“, so die Autoren der Untersuchung.

9. Juni 2016: Round Table in Wien zu Rahmenbedingungen für eine effektive Prävention nosokomialer Infektionen

4,1 Millionen Menschen in Europa erkranken pro Jahr laut European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) an nosokomialen Infektionen, mindestens 37.000 sterben daran. Zu weiteren 110.000 Todesfällen tragen Krankenhaus-Infektionen laut ECDC bei. Zumindest 20 bis 30 Prozent dieser Infektionen könnten Expertenschätzungen zufolge durch angemessene Prophylaxe-Maßnahmen vermieden werden.

Welche organisatorischen und personellen Rahmenbedingungen für die Prävention von Krankenhausinfektionen notwendig sind, wie einschlägige politische Vorgaben und Ziele die Prophylaxe-Bemühungen an der Basis unterstützen können und welche Modelle sich in anderen europäischen Ländern bewährt haben: Darüber diskutieren Experten bei einem von der Initiative „Sicherheit im OP“ gemeinsam mit der Plattform Patientensicherheit veranstalteten Round Table am Donnerstag, 9. Juni 2016, um 17:00 in der „Kapelle“ des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin (Spitalgasse 2-4, Hof 2.8, Campus, Altes AKH, 1090 Wien.

Quellen: Turhan et al. The impact of healthcare-associated infections in intensive care units to the hospital costs, length of stay and mortality. ECCMID 2016 Abstract 1522; Pitiriga et al. Hospital-wide central line bundle implementation and impact on bloodstream infections. ECCMID 2016 Abstract 4599; Labay et al. Point-prevalence survey for decreasing nosocomial infections and antibiotic use. ECCMID 2016 Abstract 2505.

Pressestelle der Initiative „Sicherheit im OP“ B&K – Bettschart&Kofler Kommunikationsberatung Dr. Birgit Kofler E-Mail: kofler@bkkommunikation.com Tel.: 01 319 43 78, Mobile: 0676 6368930

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